Die Befreiung

Hi Elmina,
sorry, dass ich gestern unsere Briefwechsel so plötzlich beendete. Es ist nur schwierig meine Emotionen beim besagten Arztbesuch in Worte zu fassen.
Ich habe mich wie das Letzte gefühlt. Wer geht wegen bisschen Schwindels zum Arzt? Am Ende nimmt mich keine ernst. Ich saß also im Wartezimmer nervöser als sonst und somit wurde mir noch schwindliger. Alles um mich war schwarz und drehte sich. Merken die anderen Wartenden mir was an? Sehe ich komisch aus? Drehen sich meine Augen oder fühlt sich das nur so an? Warum zittert mein Bein? Bilde ich mir nur alles ein?
Endlich... ich wurde aufgerufen. Auf dem Weg in das Behandlungszimmer überlegte ich mir ob ich nicht einfach sage, dass mir übel ist. Ich verschwinde als wäre nichts gewesen.
Irgendwas hinderte mich. Das war gut! Schließlich will ich mir helfen lassen.
Ich versuchte dem Arzt so ruhig wie möglich meine physischen anliegen zu schildern. Als der Arzt fragte, ob ich Stress habe bin ich in Tränen ausgebrochen und nach jeder Frage wurde es schlimmer und schlimmer. Obwohl ich weinte, fühlte ich mich glücklich, denn ich spüre endlich was. Es fiel so viel Last von meinen Schultern. Ich konnte schwach sein, ich konnte endlich dazu stehen wie es mir wirklich geht. 2 Jahre lang war mein Leben nichts anderes als ein in Watte gepackter Film, der dumpf an mir vorbeizog. Jetzt fühle ich mich klar.
Der Arzt versuchte mich zu beruhigen und hat vorsichtig nachgefragt wie ich mich fühle. Bis er schließlich die Diagnose stellte: Mittelschwere Depression.
Als Folge, bekam ich ein Rezept für Antidepressiva, einen Flyer mit den Nummern von Therapeuten aus der Umgebung und eine Überweisung zu einem Psychiater.
Und nun? Ist dieser Dämon besser zu mir, sobald er einen Namen hat und wenn ich ihn betäube?
Besser habe ich mich direkt danach nicht gefühlt, eher überfordert aber ich versuche mich dem Dämon zu stellen.
Ich kann dir das nächste mal erzählen was für Aufgaben noch auf mich zu kamen. Jetzt muss ich aufhören. Vielleicht bekomme ich den morgigen Tag besser unter Kontrolle, wenn ich heute früher zu Bett gehe. Drücke mir die Daumen
Alles Liebe

Pea

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